es könnte sein, dass du heute zum letzten Mal ein frisches Glas Wasser trinkst. Zum letzten Mal ein Lied singst. Zum letzten Mal die Möglichkeit hast, einem Menschen zu zeigen, dass du ihn liebst. Zum letzten Mal die Möglichkeit hast, die Welt als unfassbares Wunder zu begreifen.
Das ist Fakt. Memento Mori.
Gut möglich, dass diese einfachen Gedanken deinen heutigen Tag verändern werden. Oder zumindest die nächsten 10 Minuten. Vielleicht wirst du dein Essen ein bisschen mehr genießen als sonst. Vielleicht wirst du deinen Partner ein bisschen inniger umarmen als gestern. Einem Kind mal wieder mit voller Konzentration eine Geschichte vorlesen. Vielleicht schaust du kurz mit geschärften Sinnen in die Welt. Vielleicht atmest du einmal tief und zufrieden durch.
Es könnte sogar sein, dass die Herausforderungen, die du gerade mit dir rumträgst, für kurze Zeit etwas leichter zu (er) tragen sind. Das finde ich faszinierend: Wertschätzung und Dankbarkeit machen resilienter.
Meine erste große Lebenskrise als erwachsener Mann hatte ich im Alter von 22 Jahren. Ein guter Freund von mir mit ein bisschen mehr Lebenserfahrung schenkte mir ein Buch über Haikus (eine aus Japan stammende Kurzformdichtung) und einen freundschaftlichen Brief. In diesem Brief las ich auch eine kleine Geschichte von Phil Bosmans, einem katholischen Ordensgeistlichen aus Belgien:
Der Fisch und das Wasser
Wenn ein Fisch in seiner Welt auf Entdeckungsreise geht, ist das letzte, was er entdeckt, das Wasser. So ist es auch mit dem Menschen. Die einfachsten und wesentlichsten Dinge seines Daseins macht er sich am wenigsten bewusst. Wie wichtig frische Luft für ihn ist, weiß er erst, wenn er zu ersticken droht, und wie schön es ist, atmen zu können, weiß er erst, wenn er stirbt.
Jetzt ist eine gute Gelegenheit, um einmal tief durch die Nase in den Bauch zu atmen. Die Luft und das Atmen zu genießen und dir dann zu überlegen, welche Dinge in deinem Leben einfach gut sind.