Laut Aurelius Augustinus war Epiktet der edelste aller Stoiker.
Epiktet kam als Sklave nach Rom, nahm aber dennoch Unterricht in Philosophie bei Musonius Rufus. Einer als glaubwürdig geltenden Legende nach, belehrte er seinen Herrn oft über philosophische Ideen, z.B. dass Macht kein Zeichen von Stärke sei und die Götter auch die Sklaven lieben. Irgendwann hat sein genervter Herr ihm schließlich gedroht sein Bein zu brechen, das er in ein Rad geklemmt hat, weil er es nicht mehr hören konnte.
“Was passiert wenn ich das Rad drehe?”, fragte ihn sein Herr, worauf Epiktet in stoischer Gelassenheit geantwortet haben soll: “Mein Bein wird brechen.” Der Sklavenhalter war so erbost über diese Unverfrorenheit, dass er das Rad drehte und das Bein brach. Epiktet soll daraufhin gesagt haben: “Siehst Du? Ich habe es doch gesagt.” Er bewies, woran er zutiefst glaubte: Keine äußere Macht kann gegen die innere Stärke des Philosophen bestehen. In dieser Situation stellte Epiktet seine Überzeugung in stoischer Entschlossenheit unter Beweis.
Ein wesentlicher Aspekt der Lehre des tief religiösen Charakter unter den Stoikern, war die Unterscheidung zwischen dem, was im eigenen Machtbereich liegt, und dem, was außerhalb unserer Selbst und damit nicht in unserem eigenen Machtbereich liegt. Sogar der eigene Körper gehörte für Epiktet zu einem Phänomen außerhalb seines Machtbereiches. Ein Beweis lag für ihn beispielsweise in der ungewollten morgendlichen Erektion, die ihn hin und wieder heimsuchte.
Wann Epiktet aus seiner Leibeigenschaft entlassen wurde, ist unklar. Er lebte jedoch in großer Armut (ohne dies zu bedauern) und Einfachheit und blieb zeitlebens unverheiratet. Als Lehrer einer eigens gegründeten Schule im Exil (auch er wurde aus Rom verbannt) führte er viele Schüler der Philosophie in seine Lehre über das sittliche Leben ein. Der Mensch sei dazu bestimmt, ein solches gutes Leben zu führen. Da für Epiktet jeder einen Teil Gottes in sich trägt, sei für ihn auch kein Mensch von der Menschenliebe auszuklammern.