Es ist Anfang Januar und ein neues Jahr beginnt.
Ich weiß nicht, was sich die Stoiker im Altertum gegenseitig gewünscht haben.
Sicherlich hatte man damals vor 2000 Jahren nicht so viele Wünsche und schon gar nicht so viele erfüllte Wünsche wie heutzutage. Man war bei weitem nicht so verwöhnt. Was wahrscheinlich gar nicht so schlecht war angesichts der Tatsache, dass sich das Leben einzelner Menschen vor 2000 Jahren genauso wie im Jahr 2023 von einem Tag auf den anderen extrem verändern kann. Dann geht es nicht mehr um Wünsche, sondern darum, mit Realitäten fertig zu werden.
Die Stoiker hätten dir wohl einfach gewünscht, dass du dein Schicksal im neuen Jahr annimmst. Komme was wolle. Dass du menschlich und liebevoll bleibst. Und dass du die Kraft hast, deine Herausforderungen zu bewältigen.
Konkrete Wünsche haben die Stoiker wahrscheinlich nicht formuliert, ich erinnere an die wunderbaren Worte Epiktets:
“Verlange nicht, dass das, was geschieht, so geschieht, wie du es wünschst, sondern wünsche, dass es so geschieht, wie es geschieht, und dein Leben wird heiter dahinströmen.”
(Epiktet, Handbüchlein der Moral, 8, übersetzt von Kurt Steinmann)
Amor Fati. Die Liebe zum Schicksal. Wunschlos im Einklang sein.
Mit einem radikalen, bedingungslosen JA zur Existenz.
Wie fühlt sich das wohl an, wenn ich mich voll und ganz auf dieses unglaubliche Leben einlasse?
Ich kann nur mutmaßen, denn ich bin weit davon entfernt.
Wie von selbst formulieren sich in mir Fragen:
Was war gut im alten Jahr?
Was will ich vom neuen?
Aber da ich keine Marionette bin, kann ich einen Moment innehalten.
Einen Moment Amor Fati atmen. Einen Moment ins Vertrauen gehen.
Immer wieder.