Ich habe gerade akute Probleme, mich beruflich zu motivieren.
Es ist kein Burn-Out, aber ich schleppe mich durch die Tage.
In problematischen Situationen stelle ich mir immer eine Frage:
„Warum könnte ich mir das gewünscht haben?“
Diese Frage ist eins meiner Lieblings-Tools im stoischen Werkzeugkasten.
Sie macht meinen Spielraum auf der Stelle größer.
Sofort macht sich mein Bewusstsein (wie immer bei Fragen, die man sich stellt) auf die Suche nach Antworten:
- Um mich beruflich so zu verändern, dass mir meine Arbeit wieder Spaß macht.
- Um mein Angebot in Frage zu stellen…welche Arbeiten gehen mir leicht von der Hand, welche weniger leicht?
- Um zu überlegen, ob mein Homeoffice der richtige Ort für meine Arbeit ist. Oder ob es bessere Räume gibt, vielleicht mit mehr Menschen.
“Verlange nicht, dass das, was geschieht, so geschieht, wie du es wünschst, sondern wünsche, dass es so geschieht, wie es geschieht, und dein Leben wird heiter dahinströmen.”
(Epiktet, Handbüchlein der Moral, 8, übersetzt von Kurt Steinmann)
„Warum könnte ich mir das gewünscht haben?“ ist ein prima Hilfsmittel, um die Empfehlung von Epiktet zu beherzigen.
Um die Liebe zum Schicksal – Amor Fati – zu entwickeln oder weiter zu entwickeln.
Die Frage ist geeignet für kleine Probleme:
Warum könnte ich mir gewünscht haben, dass ich heute einfach nicht in die Gänge komme?
Warum könnte ich mir gewünscht haben, dass ich mich andauernd ablenken lasse?
Warum könnte ich mir den Streit mit meiner Frau gewünscht haben?
Warum könnte ich mir gewünscht haben, dass es heute den ganzen Tag regnet?
Warum könnte ich mir gewünscht haben, dass ich Rückenprobleme habe?
Warum könnte ich mir gewünscht haben, dass mein Sohn schlechte Noten in der Schule hat?
Sie ist auch bestens geeignet für große Probleme:
Warum könnte ich mir gewünscht haben, dass ich durch ein Hochwasser mein Hab und Gut verloren habe?
Warum könnte ich mir gewünscht haben, dass ich nach meinem Unfall im Rollstuhl sitze?
Warum könnte ich mir gewünscht haben, dass ich depressiv bin?
Warum könnte ich mir gewünscht haben, dass mein Partner mich betrogen hat?
Sie ist sogar so mächtig, dass man ein Urproblem damit bearbeiten kann:
Warum könnte ich mir gewünscht haben, dass ich sterben muss?
Weil der Tod das Salz in der Suppe des Lebens ist.
Weil ich dadurch mehr liebe.
Weil ein geteiltes Schicksal uns Menschen verbindet.
Weil das mein Ego halbwegs in Schach hält.
Weil ich mich dadurch einer höheren Macht näher fühle.
Weil meine Seele die Welten wechseln will.
Um wieder mit frischer Energie zu inkarnieren.
Ich kann auf Anhieb noch viel mehr Antworten für diese zentrale Frage des Daseins finden und diese in mein Tagebuch schreiben. Und damit Balance in mir schaffen. Frieden finden.
Deine Antworten werden dein Problem nicht auf der Stelle aus der Welt schaffen. Stoische Werkzeuge wirken vor allem langfristig.
Aber selbst kurzfristig schafft diese Frage und ihre Antworten Linderung. Immer wieder. Die daraus entstehende Amor Fati Grundhaltung ist fundamental besser, als mit Frust und Bedauern auf Probleme und auf das Leben zu schauen.