Von Anfang an
Der zukünftige Kaiser Mark Aurel wurde in Rom als Nachfahre bedeutender Politiker geboren. Schon als junger Mann bekam er die Beachtung des Kaisers Hadrian, der ihn aufgrund seiner Wahrheitsliebe und seines positiven Ernstes liebevoll “Verissimus” (“der Wahrhaftigste”) nannte und bereits im ungewöhnlich jungen Alter von acht Jahren ins Priesterkollegium der Salier aufnehmen ließ. Seit der von der stoischen Philosophie besessene Mark Aurel zwölf Jahre alt war, schlief er nur noch auf dem hartem, unbequemen Boden, wie seine Philosophen-Vorbilder es ihm vorgelebt hatten.
Adoptivsohn des Kaisers
Vor dem Tod Kaiser Hadrians veranlasste dieser noch, dass sein Nachfolger, Antoninus, den jungen Mark Aurel (und einen weiteren jungen Macht-Anwärter namens Lucius Verus) adoptieren würde. Nach dem Tode Hadrians, förderte der neue Kaiser jedoch hauptsächlich Mark Aurel, den er nie von seiner Seite weichen ließ und bereits als jungen Mann immer wieder um seine Meinung und seinen Rat bat. Zum Beispiel verließ er sich in Fragen bestimmter Personalien stets auf das Urteil Mark Aurels, der immer wieder ein beeindruckendes Gespür dafür bewies, welche Stelle durch welche Personalie am besten zu besetzen sei. Dabei wurde von ihm nicht nur abgewogen, welche Person für die Stelle besonders kompetent ist, sondern auch wie sich der jeweilige Mensch zu den umliegenden und verbundenen Menschen in Beziehung befindet und charakterlich mit diesen harmoniert.
Ernennt seinen Bruder zum Nebenkaiser
Als der Ehrenmann Mark Aurel im Jahr 61 durch den Tod seines Adoptivvaters Antoninus selbst zum Kaiser wurde, bestimmte er direkt seinen Adoptivbruder, Lucius Verus, als Nebenkaiser. Mark Aurel hielt den leicht höheren Rang und regierte das Reich, während Lucius Verus die zahlreichen Feldzüge leitete, die aufgrund verschiedener Bedrohungen der Reichsgrenzen notwendig waren.
Stark gefordert
Der Stoiker Mark Aurel hatte viele Herausforderungen zu meistern, z.B. die antoninische Pest, eine massive Überschwemmung durch den Fluss Tiber, mehrere Einfälle verschiedener germanischer Stämme an der Nordgrenze des Reiches und Unruhen in der armenischen Provinz. Aber auch die menschliche Herausforderung, sein philosophisches Wesen und Streben in Einklang mit seiner Position als Kaiser zu bringen, stellte für ihn eine ernstzunehmende Herausforderung dar, die er nicht auf die leichte Schulter nehmen wollte. Er schrieb hierzu später an sich selbst:
„Hüte dich, dass du nicht ein tyrannischer Kaiser wirst! Nimm einen solchen Anstrich nicht an, denn es geschieht so leicht. […] Ringe danach, dass du der Mann bleibest, zu dem dich die Philosophie bilden wollte.”
Der gewissenhafte Richter
Mark Aurel war in dieser Bemühung unbestritten außerordentlich gewissenhaft. Beispielhaft für seine innere Verpflichtung gegenüber den eigenen Ansprüchen ist seine Rolle als oberster Richter des Reiches. Er urteilte nie schnell und unbedacht. Selbst als er nach dem Tod seines Adoptivbruders und Mitkaisers als oberster Feldherr selbst an die Front gebunden war, ließ er die Menschen in Rechtsangelegenheiten zu sich kommen und nahm sich bei den Verhandlungen ausgiebig Zeit, um jeden Fall zu bedenken. Die Redner bekamen üppige Redezeiten und oftmals widmete der Stoiker einem einzigen Fall elf oder zwölf Tage Bedenkzeit, bevor er zu einem wohl durchdachten Urteil kam. Er machte es sich nie leicht.
Versöhnlichkeit selbst bei höchstem Verrat
Er führte sein Leben und Reich voller Ehrgefühl und verfiel niemals den Gefahren der Selbstverliebtheit oder des Narzissmus, zu denen die Machtposition eingeladen hätten. Selbst als der von ihm geförderte Feldherr Avidius Cassius, den Mark Aurel mit seiner eigenen Tochter verheiratete, rebellieren und den guten Kaiser stürzen wollte (was wenig aussichtsreich war, da Mark Aurel eine starke Anhängerschaft hatte), bedauerte er, dass er ihm nicht mehr vergeben und ihn als Freund in seine Arme schließen konnte, weil er vorher von seinen Gefolgsleuten geköpft wurde. Anschließend weigerte er sich, den Kopf des selbsternannten Rivalen anzusehen, den man ihm zum Geschenk machen wollte.
Auswirkung
Mark Aurel wurde Zeit seines Lebens und auch lange danach zutiefst verehrt und erhielt den Beinamen des Philosophenkaisers. Seine Selbstbetrachtungen sind vielen Menschen bis heute eine tiefgründige Quelle der Inspiration und Motivation, sich zu vervollkommnen und ein gutes Leben zu führen. Sie gelten als das letzte bedeutende Schriftwerk der Stoiker, und als die Kulmination aller bis dahin gereiften stoischen Gedanken und Ideale.
Interessante Videos über den Stoiker Marc Aurel
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Mehr InformationenStärkende Zitate von Marc Aurel
Sei wie ein Fels, an dem sich beständig die Wellen brechen! Er bleibt stehen, während sich rings um ihn die angeschwollenen Gewässer legen.
Marc Aurel, Selbstbetrachtungen (Τὰ εἰς ἑαυτόν), entstanden vermutlich 170-180 n. Chr. In: Des Kaisers Marcus Aurelius Antonius Selbstbetrachtungen, übers. v. Albert Wittstock, Verlag Philipp Reclam jun. 1949
Sei wie ein Fels, an dem sich beständig die Wellen brechen! Er bleibt stehen, während sich rings um ihn die angeschwollenen Gewässer legen.
Marc Aurel, Selbstbetrachtungen (Τὰ εἰς ἑαυτόν), entstanden vermutlich 170-180 n. Chr. In: Des Kaisers Marcus Aurelius Antonius Selbstbetrachtungen, übers. v. Albert Wittstock, Verlag Philipp Reclam jun. 1949
Was du bekommst, nimm ohne Stolz an,was du verlierst, gib ohne Trauer auf.
Marc Aurel, Selbstbetrachtungen (Τὰ εἰς ἑαυτόν), entstanden vermutlich 170-180 n. Chr. In: Des Kaisers Marcus Aurelius Antonius Selbstbetrachtungen, übers. v. Albert Wittstock, Verlag Philipp Reclam jun. 1949
Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht.
Marc Aurel
Wenn du am Morgen erwachst, denke daran, was für ein köstlicher Schatz es ist, zu leben, zu atmen und sich freuen zu können.
Marc Aurel
Wenn wir irgend etwas unterschätzen in unserem Leben – dann ist es die Wirkung der Freundlichkeit.
Marc Aurel
Wenn wir irgend etwas unterschätzen in unserem Leben – dann ist es die Wirkung der Freundlichkeit.
Marc Aurel
Die Lebenskunst ist der des Ringers ähnlicher als der des Tänzers, denn es gilt, bei unvorhergesehenen Schlägen des Schicksals kampfbereit und unerschütterlich fest dazustehen.
Marc Aurel
Die Menschen werden nach wie vor dasselbe tun, und wenn du vor Wut platzest!
Marc Aurel
Wo kein Urteil ist, da ist kein Schmerz.
Marc Aurel
"Selbstbetrachtungen" (im Original "Meditationes") ist eine Sammlung persönlicher Notizen von Marc Aurel. Sie wurden nie zur Veröffentlichung gedacht und zeigen seine innere Auseinandersetzung mit der stoischen Philosophie – voller praktischer Lebensweisheiten.
Marc Aurel sah Macht als Verantwortung, nicht als Privileg. Für ihn war der Kaiser nicht Herrscher um seiner selbst willen, sondern Diener des Gemeinwohls – ganz im Einklang mit stoischer Tugendethik.
Marc Aurel wurde nicht direkt geboren, um Kaiser zu werden. Kaiser Hadrian adoptierte zunächst Antoninus Pius unter der Bedingung, dass dieser wiederum Marc Aurel adoptiert. So wurde er zum designierten Thronfolger und wuchs in das Amt hinein.
Er erhielt eine klassische römische Ausbildung: Rhetorik, Grammatik, Philosophie und Recht. Besonders stark geprägt wurde er durch stoische Lehrer wie Junius Rusticus, der ihn in die Philosophie Epiktets einführte.
Ja, und er ist der einzige römische Kaiser, der zugleich als bedeutender Philosoph gilt. Sein Leben war der seltene Versuch, Macht mit Weisheit und ethischer Reflexion zu verbinden.
Vermutlich an der Antoninischen Pest im Jahr 180 n. Chr., während eines Feldzugs. Er starb in Vindobona (heutiges Wien) oder Sirmium – die Quellenlage ist nicht ganz eindeutig.
Er war religiös im römischen Sinne – ehrfürchtig gegenüber den Göttern, aber ohne dogmatische Vorstellungen. Seine Philosophie war stark von der Idee eines vernünftigen Kosmos geprägt, in dem alles einem höheren Plan folgt.
Er wurde weithin respektiert, selbst von Gegnern. Viele hielten ihn für gerecht, pflichtbewusst und gebildet. Seine Nachwelt erinnert sich an ihn als idealisierten Philosophen auf dem Thron – selten genug in der Geschichte.