Definition
Der Begriff „Oikeiosis“ ist zentral in der stoischen Philosophie und bezeichnet den Prozess, durch den ein Mensch eine natürliche Verbindung zu sich selbst und seiner Umwelt entwickelt.
Es beginnt mit der Selbsterhaltung und Selbsterkenntnis und dehnt sich später auf das soziale Umfeld aus, indem man erkennt, dass das eigene Wohl untrennbar mit dem Wohl der Gemeinschaft verbunden ist.
Dieser Begriff beschreibt die natürliche Neigung aller Lebewesen, sich selbst und ihr Wesen zu begreifen, sowie in Harmonie mit der Natur und anderen Menschen zu leben. Stoiker wie Chrysippos betonten, dass Oikeiosis zur Tugend führt, da ein Mensch durch die Entwicklung dieser Verbindung moralisch wächst und in Einklang mit der kosmischen Ordnung handelt.
"Oikeiosis" bei Hierokles
Der stoische Philosoph Hierokles beschreibt in seiner „Elemente der Ethik“ den Prozess der Oikeiosis als die natürliche Neigung eines jeden Wesens, sich selbst zu erkennen und zu erhalten. Dies bildet die Grundlage für die Entwicklung von Tugenden und moralischem Verhalten.
Diese Zitate verdeutlichen, wie Oikeiosis im Stoizismus als grundlegender Prozess verstanden wird, der zur Entwicklung von Tugend und sozialem Bewusstsein führt.
"Oikeiosis" bei Cicero
Cicero erläutert in „De finibus bonorum et malorum“ (über die Grenzen des Guten und des Bösen), dass die Natur jedem Lebewesen die Selbsterhaltung als erstes Ziel vorgibt, was als Oikeiosis bezeichnet wird. Dies führt zur Erkenntnis, dass das eigene Wohl mit dem der Gemeinschaft verbunden ist.
Oikeiosis wird im Stoizismus als grundlegender Prozess verstanden, der zur Entwicklung von Tugend und sozialem Bewusstsein führt.
Fragen & Antworten zum Begriff "Oikeiosis"
Das Ziel von Oikeiosis ist, in Einklang mit der Natur und der kosmischen Ordnung zu leben, wodurch Tugend und moralisches Handeln erreicht werden.
Oikeiosis beginnt mit der Selbsterhaltung und der instinktiven Neigung, das eigene Leben zu schützen und sich selbst zu verstehen.
Es ist die Grundlage für die Entwicklung von Tugenden, da es den Menschen lehrt, sein eigenes Wohl mit dem der Gemeinschaft zu verbinden.
Zunächst richtet sich der Fokus auf das eigene Selbst, später erweitert er sich auf Familie, Freunde und schließlich die gesamte Menschheit.
Sie verbindet die individuelle Selbsterkenntnis mit sozialem Bewusstsein und moralischem Handeln, was den Kern der stoischen Ethik ausmacht.
Oikeiosis basiert auf einer natürlichen Neigung, die sich schrittweise auf die Gemeinschaft ausdehnt, anstatt auf rein rationalen oder utilitaristischen Überlegungen.
Indem man zuerst Verantwortung für sich selbst übernimmt und dann bewusst die Verbindung zu anderen Menschen und zur Gemeinschaft pflegt, beispielsweise durch Mitgefühl und ethisches Handeln.