Definition und Ursprung
Im Stoizismus bezeichnet „Pathos“ (griechisch: πάθος) die leidenschaftlichen, ungeordneten und irrationalen Affekte oder Emotionen, die die menschliche Seele aus dem Gleichgewicht bringen. Der Begriff stammt aus der griechischen Philosophie und wurde von den Stoikern präzise definiert, um schädliche innere Zustände zu beschreiben.
Arten von Pathos
Die Stoiker identifizierten vier Hauptarten von Pathos, die auf irrationale Werturteile zurückzuführen sind:
- Lust (ἡδονή, hēdonē): Ein irrationale Freude über das, was man als gut wahrnimmt.
- Begierde (ἐπιθυμία, epithymía): Ein intensives Verlangen nach einem vermeintlichen Gut.
- Kummer (λύπη, lypē): Trauer oder Schmerz über etwas, das als Übel angesehen wird.
- Furcht (φόβος, phobos): Angst vor einem vermeintlichen zukünftigen Übel.
Kern der Idee: Fehlgeleitete Urteile
Pathos entsteht laut den Stoikern durch falsche Werturteile. Diese beruhen auf der Annahme, dass äußere Dinge (wie Besitz, Anerkennung oder körperliches Wohlbefinden) intrinsisch gut oder schlecht seien. Tatsächlich jedoch liegen wahres Gut und Übel ausschließlich in der Tugend oder deren Abwesenheit.
Ziel der stoischen Lebensführung
Das Ziel des Stoikers ist es, Freiheit von Pathos zu erreichen – ein Zustand, den sie „Apathie“ (ἀπάθεια, apátheia) nennen. Dabei handelt es sich nicht um emotionale Kälte, sondern um die Befreiung von irrationalen Leidenschaften, sodass die Seele im Einklang mit der Vernunft handeln kann.
Der Gegensatz zu Pathos: Eupatheiai
Statt Pathos zuzulassen, streben Stoiker positive und vernünftige emotionale Zustände an, die als „Eupatheiai“ (gute Affekte) bezeichnet werden. Beispiele hierfür sind Freude an tugendhaftem Handeln, Vernunft geleitete Liebe und ruhige Gelassenheit.
Fragen & Antworten
Pathos entsteht durch falsche Werturteile, bei denen äußere Dinge wie Besitz oder Anerkennung als intrinsisch gut oder schlecht angesehen werden.
Pathos führt zu irrationalem Verhalten und hindert den Menschen daran, gemäß der Vernunft zu handeln und ein tugendhaftes Leben zu führen.
Die Stoiker empfehlen, die eigenen Urteile zu hinterfragen und sich an die Prinzipien der Vernunft und der Natur zu halten, um Freiheit von Pathos zu erlangen.
Pathos stört die Harmonie der Seele, da es von irrationalen und ungeordneten Emotionen beherrscht wird, die den Menschen von tugendhaftem Handeln ablenken.
Epiktet betont, dass nicht die Ereignisse selbst Pathos hervorrufen, sondern die Meinungen und Urteile, die man über diese Ereignisse hat.
Indem sie den Menschen lehrt, zwischen dem, was in seiner Kontrolle liegt (seine Urteile und Handlungen), und dem, was außerhalb seiner Kontrolle liegt, zu unterscheiden, und so innere Ruhe zu bewahren.