Eudamionia

„Eudaimonia“ ist ein zentraler Begriff in der stoischen Philosophie, der oft mit „Glückseligkeit“ oder „gutes Leben“ übersetzt wird, jedoch weit über das hinausgeht, was wir im modernen Sinne als Glück verstehen. Für die Stoiker bedeutet Eudaimonia einen Zustand des vollständigen inneren Wohlbefindens und der Erfüllung, der durch ein Leben in Übereinstimmung mit der Natur und der Vernunft erreicht wird.

Im Gegensatz zu hedonistischen Vorstellungen von Glück, die auf Vergnügen und das Vermeiden von Schmerz abzielen, ist Eudaimonia in der stoischen Philosophie das Ergebnis eines tugendhaften Lebens. Tugend (aretē) ist dabei die einzige wahre Quelle der Eudaimonia. Für die Stoiker sind die vier Kardinaltugenden – Weisheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigung – die zentralen Prinzipien, die ein Mensch kultivieren muss, um Eudaimonia zu erreichen.

Ein stoischer Mensch strebt danach, seine Handlungen und Entscheidungen so zu gestalten, dass sie im Einklang mit diesen Tugenden stehen, unabhängig von äußeren Umständen oder materiellen Gütern. 

Eudaimonia ist auch eng mit dem Konzept der Seelenruhe (ataraxia) verbunden. Diese Ruhe des Geistes entsteht, wenn man frei von irrationalen Leidenschaften (pathē) ist und Gleichmut (apatheia) gegenüber äußeren Widrigkeiten bewahrt. In diesem Zustand erlebt der Stoiker eine tiefe und beständige Form der Zufriedenheit, die nicht durch äußere Verluste oder Gewinne erschüttert werden kann.

Insgesamt ist Eudaimonia für die Stoiker das höchste Ziel des menschlichen Lebens – ein Zustand des harmonischen und tugendhaften Lebens, in dem der Mensch seine wahre Natur als vernunftbegabtes Wesen voll verwirklicht. Es ist die endgültige Belohnung für ein Leben, das nach Weisheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigung strebt, und das Ergebnis der vollkommenen Übereinstimmung mit der natürlichen Ordnung des Universums.